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Kathedra Petri

Pfarrbrief vom 23.02.2003:
Am 22. Februar feiert die Kirche das Fest der Kathedra Petri. Dieses Fest soll an die Übernahme des römischen Bischofsstuhls durch den heiligen Petrus erinnern. In allen Bischofskirchen der Welt gibt es eine Kathedra; das ist ein herausgehobener Stuhl, der das bischöfliche Lehramt ausdrücken soll. In der katholischen Kirche ist der Bischof der Letztverantwortliche für die Glaubenslehre, die in seinem Bistum verkündigt wird. Schließlich kann ja nicht jeder Priester oder Laie in seiner Verkündigung das predigen, was er für richtig hält. Immer muss er bemüht sein, mit der Botschaft des Evangeliums und der damit verbundenen Lehre der Apostel übereinzustimmen. Nach Kardinal Kasper ist das „verbindliche Sprechen und Handeln der Kirche im heutigen pluralistischen, alles relativierenden Kontext eine Frage auf Leben und Tod.“ Der Bischof hat darüber zu wachen, dass das Wort Gottes wahrheitsgemäß verkündigt und gedeutet wird, damit der wahre Glaube von Generation zu Generation weitergegeben wird und die Gläubigen nicht Irrlehrern nachlaufen. Jesus hat eindeutig dem Petrus eine herausragende Stellung gegeben: „Du bist Petrus - der Fels - und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen“ (Mt. 16,18).

In den letzten Jahrzehnten aber hat der Papst seine Stellung als oberster Lehrer - sicher in bester Absicht - stark ausgebaut. Viele Entscheidungen, die eigentlich von den Bischöfen gefällt werden sollten, weil sie näher an den Menschen sind, hat er an sich gezogen. Durch diese Entwicklung erscheint die „Kathedra Petri“ heute als sehr autoritär. Vor allem bei evangelischen Christen stößt diese Position auf erhebliche Vorbehalte und Widerstände. Solange der Papst an einer solchen Ausübung seines Amtes festhält, ist an eine Wiedervereinigung der getrennten Christen nicht zu denken. Die Protestanten lehnen es strikte ab, sich dieser Form des gelebten Papsttums zu unterwerfen. Das weiß auch der Papst. Darum hat er in seiner Enzyklika „Ut unum sint“ vom 25.5.1995 über den Primat des Papstes geschrieben: „Könnte die zwischen uns allen bereits real bestehende, wenn auch unvollkommene Gemeinschaft nicht die kirchlich Verantwortlichen und ihre Theologen dazu veranlassen, über dieses Thema mit mir einen brüderlichen, geduldigen Dialog aufzunehmen, bei dem wir jenseits fruchtloser Polemiken einander anhören könnten, wobei wir einzig und allein den Willen Christi für seine Kirche im Sinne haben“ (Nr. 96). Vor einigen Wochen hat der Papst in einer neuen Verlautbarung die evangelischen Kirchen wiederum eingeladen, mit ihm über das Petrusamt in einer anderen Gestalt nachzudenken. Evangelische Christen antworten: „Wir möchten eine Gemeinschaft mit, aber nicht unter dem Papst.“ Andere evangelische Theologen empfehlen, das Amt unter geänderten Bedingungen anzuerkennen, etwa als „Vorsitz in der Liebe in der universalen Christenheit“ oder den Jurisdiktions-Primat in einen „Pastoral-Primat“ umzudeuten. Auch die evangelische Kirche weiß, dass sie eine Spitze braucht; aber wie kann diese Spitze in Kooperation mit der katholischen Kirche aussehen?

So werden von beiden Seiten erhebliche Anstrengungen unternommen, um aufeinander zuzugehen und eine Lösung im Sinne Jesu „alle sollen eins sein“ (Joh 17,21) zu finden.

Ihr

Paul Jakobi
Propst

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