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Am 22. Februar feiert die Kirche das Fest der Kathedra Petri. Dieses Fest soll an die
Übernahme des römischen Bischofsstuhls durch den heiligen Petrus erinnern. In allen
Bischofskirchen der Welt gibt es eine Kathedra; das ist ein herausgehobener Stuhl, der das
bischöfliche Lehramt ausdrücken soll. In der katholischen Kirche ist der Bischof der
Letztverantwortliche für die Glaubenslehre, die in seinem Bistum verkündigt wird.
Schließlich kann ja nicht jeder Priester oder Laie in seiner Verkündigung das predigen,
was er für richtig hält. Immer muss er bemüht sein, mit der Botschaft des Evangeliums
und der damit verbundenen Lehre der Apostel übereinzustimmen. Nach Kardinal Kasper ist das
„verbindliche Sprechen und Handeln der Kirche im heutigen pluralistischen, alles relativierenden
Kontext eine Frage auf Leben und Tod.“ Der Bischof hat darüber zu wachen, dass das Wort Gottes
wahrheitsgemäß verkündigt und gedeutet wird, damit der wahre Glaube von Generation
zu Generation weitergegeben wird und die Gläubigen nicht Irrlehrern nachlaufen. Jesus hat
eindeutig dem Petrus eine herausragende Stellung gegeben: „Du bist Petrus - der Fels - und auf
diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen“ (Mt. 16,18).
In den letzten Jahrzehnten aber hat der Papst seine Stellung als oberster Lehrer
- sicher in bester Absicht - stark ausgebaut. Viele Entscheidungen, die eigentlich von den
Bischöfen gefällt werden sollten, weil sie näher an den Menschen sind, hat er
an sich gezogen. Durch diese Entwicklung erscheint die „Kathedra Petri“ heute als sehr autoritär.
Vor allem bei evangelischen Christen stößt diese Position auf erhebliche Vorbehalte und
Widerstände. Solange der Papst an einer solchen Ausübung seines Amtes festhält, ist
an eine Wiedervereinigung der getrennten Christen nicht zu denken. Die Protestanten lehnen es strikte
ab, sich dieser Form des gelebten Papsttums zu unterwerfen. Das weiß auch der Papst. Darum hat
er in seiner Enzyklika „Ut unum sint“ vom 25.5.1995 über den Primat des Papstes geschrieben:
„Könnte die zwischen uns allen bereits real bestehende, wenn auch unvollkommene Gemeinschaft
nicht die kirchlich Verantwortlichen und ihre Theologen dazu veranlassen, über dieses Thema mit
mir einen brüderlichen, geduldigen Dialog aufzunehmen, bei dem wir jenseits fruchtloser Polemiken
einander anhören könnten, wobei wir einzig und allein den Willen Christi für seine
Kirche im Sinne haben“ (Nr. 96). Vor einigen Wochen hat der Papst in einer neuen Verlautbarung die
evangelischen Kirchen wiederum eingeladen, mit ihm über das Petrusamt in einer anderen Gestalt
nachzudenken. Evangelische Christen antworten: „Wir möchten eine Gemeinschaft mit, aber nicht
unter dem Papst.“ Andere evangelische Theologen empfehlen, das Amt unter geänderten
Bedingungen anzuerkennen, etwa als „Vorsitz in der Liebe in der universalen Christenheit“ oder
den Jurisdiktions-Primat in einen „Pastoral-Primat“ umzudeuten. Auch die evangelische Kirche
weiß, dass sie eine Spitze braucht; aber wie kann diese Spitze in Kooperation mit der
katholischen Kirche aussehen?
So werden von beiden Seiten erhebliche Anstrengungen unternommen, um aufeinander zuzugehen und
eine Lösung im Sinne Jesu „alle sollen eins sein“ (Joh 17,21) zu finden.
Ihr
Paul Jakobi
Propst
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